Mutares setzt Renditeziele

Private-Equity-Haus kündigt Neuausrichtung an

smo. FRANKFURT. Die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Mutares will in Kürze eine Neuausrichtung ankündigen. Wie Vorstandsmitglied Johannes Laumann im Gespräch mit der F.A.Z. sagte, macht das Münchener Haus Vorgaben für die Kapitalrendite seiner Portfoliounternehmen, strebt im Schnitt kürzere Haltedauern an und präsentiert sich künftig mehr als Private-Equity-Haus mit Spezialisierung auf Sanierungen denn als Industrieholding.

Unternehmen sollen nach Ende der Beteiligung im Mittel ein Vielfaches (Multiple) von sieben bis zehn auf das investierte Geld erbringen: „Wir wollen dort im Schnitt etwa einen Multiple zwischen sieben- und zehnmal das eingesetzte Kapital bekommen“, sagte Laumann und nannte als zeitlichen Rahmen eine konkrete typische Spanne: „Eine durchschnittliche Haltedauer sehen wir irgendwo zwischen drei und fünf Jahren.“ Im Einzelfall könne die kürzer oder länger ausfallen. Bisher liege man bei „über fünf Jahren, was die Haltezeiten angeht“. Die längste Beteiligung hatte zehn Jahre im Portefeuille gelegen, das war der Verpackungshersteller Klann Packaging, für den Mutares Mitte vergangenen Monats einen Käufer gefunden hat: die Beteiligungsholding Accursia.

Mit der angestrebten Verkürzung der Haltedauern einher geht ein neues Image, das man sich verleihen will: als klassische Private-Equity-Gesellschaft, die Unternehmen erwirbt und nach überschaubarer Zeit weiterveräußert. Bisher gab man sich gerne das Etikett der Industrieholding, was zum Beispiel in Verhandlungen mit Familienunternehmen manchmal einen freundlicheren Anstrich hat. Details zu den neuen Vorgaben plant Mutares in der kommenden Woche zu nennen.

Mutares ist in erster Linie als Sanierungsinvestor bekannt, erwirbt angeschlagene und defizitäre Unternehmen, versucht die in die Gewinnzone zu bringen. Der Kaufpreis fällt dementsprechend oft niedrig aus – außer in ergänzenden Zukäufen, mit denen bestehende Portfoliounternehmen ausgebaut werden. Später sind in der Regel weitere finanzielle Engagements nötig, was zusammengenommen das eingesetzte Kapital ergibt. Im Gegenzug fließen im Kern drei Geldströme: Mittel für Beratungsleistungen und Dividendenausschüttungen des Unternehmens an Mutares sowie am Ende der Erlös beim Weiterverkauf. „Alle drei aufaddiert sollten einen Return von sieben- bis zehnmal des eingesetzten Eigenkapitals bringen“, sagte Laumann.

Das bestehende Portfolio kommt nach seinen Worten auf Basis der ersten beiden Ströme auf einen Wert von 5,6 – die Erlöse aus den späteren Veräußerungen der Unternehmen kommen dann noch hinzu. Sie sollen nach Einschätzung des Vorstands die Lücke zur angestrebten Spanne von sieben bis zehn füllen, so dass das momentane Portefeuille die Vorgabe auch schon erfüllen würde.

Laumann sitzt seit dem vergangenen Jahr im Vorstand. Mutares wurde im Jahr 2008 gegründet und ist im Börsensegment Scale notiert, Management und der Aufsichtsrat halten 40 Prozent der Anteile. Die Gruppe der Investitionsprofis wächst: „Die Anzahl der Berater hat sich verdoppelt in den letzten zwölf Monaten“, sagte Laumann. Die Gesellschaft will sich in ein größeres Segment bewegen, was die zu erwerbenden Unternehmen angeht. Bisher erzielen sie typischerweise 30 bis 50 Millionen Euro Jahresumsatz, künftig sollen es eher 100 bis 250 Millionen Euro sein.

Als Beteiligungsgesellschaft, die auf Sanierungen („Turnarounds“) spezialisiert ist, profitiert Mutares nach den Worten Laumanns von der Corona-Krise, denn die dürfte viele Unternehmen in Schwierigkeiten bringen. „Ich glaube, das ist eine einmalige Chance im Leben, die man hat als Turnaround-Investor: was so die nächsten sechs, neun, zwölf Monate auf uns zukommt“, sagte der Manager zu den Auswirkungen von Corona. Mutares befasse sich nach seinen Worten momentan mit rund einem Dutzend Zielunternehmen intensiv: „Wir sind irgendwo bei zehn bis zwölf Targets, die wir uns gerade deutlich aggressiver anschauen.“ In diesen Fällen sei man „in sehr regem Austausch mit dem Verkäufer“.

 

Quelle: https://zeitung.faz.net/faz/finanzen/2020-06-06/094795ebc1404a3cee4170cdda93563e/?GEPC=s5
Erstveröffentlichung am 06.06.2020, Autor: Klaus Max Smolka
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